Rechtsextreme Gruppierungen versuchen seit längerem, das Thema Globalisierungskritik mit nationalistischen Losungen von rechts zu besetzen. Der kommende G-8-Gipfel im Juni in Heiligendamm werde zum „Kristallisationspunkt nationaler Oppositionspolitik“, so der Generalsekretär der NPD, Peter Marx.
Den Auftakt der rechtsextremen Mobilisierung macht am 17. Februar ein im Raum Riesa oder Plauen stattfindender Kongress der jungen Nationaldemokraten Sachsens zum Thema „Damit der Wind sich dreht: Globalen Kapitalismus angreifen. Überall kämpfen Völker für die Freiheit der Nation.“
Anschließend stellt der NPD-Kreisverband Wartburgkreis seine „3.Nationale Kaffeefahrt“ unter der Devise „Regional statt Global“. An der vom örtlichen NPD-Aktivisten Patrick Wieschke als Demonstration angemeldeten Fahrt durch die Orte Gerstungen, Vacha, Tiefenort und Kaltennordheim werden am 24. Februar 30 bis 50 Personen teilnehmen.
Am 1. Mai stellt der thüringische Landesverband der NPD eine Demonstration mit 200 bis 400 Teilnehmern in Erfurt unter die Losung „Zukunft statt Globalisierung – Arbeit für Millionen statt Profit für Millionäre.“ Anmelder ist Patrick Wieschke vom NPD-Landesverband Thüringen.
Schließlich hat Stefan Köster vom NPD-Parteivorstand für den 2. Juni im Namen des NPD-Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern eine Demonstration in Schwerin angemeldet. Die Demo mit ca. 1500 Teilnehmern steht unter der Losung „Nein zum G8-Gipfel! Für eine Welt freier Völker.“
In Internetforen würden Neonazis außerdem diskutieren, ob sie sich – statt an der NPD-Demonstration am 2. Juni in Schwerin – an Aktionen von Linken gegen den G8-Gipfel beteiligen sollten. Dabei würden sowohl „Deals“ mit Linken, die im Rahmen einer Querfrontstrategie auf eine Kooperation in diesem Einzelfall abzielten, als auch das verdeckte Einsickern in linken Veranstaltungen thematisiert. Zudem diskutierten Aktivisten der neonazistischen „Freien Kameradschaften“ im Internet unter der Parole, „G8 2007 rocken!“, wie sie den G8-Gipfel zerschlagen oder wenigstens behindern könnten.
Die Organisatoren der rechtsextremen Proteste präsentierten sich in erster Linie als Gegner der Globalisierung und „der aus ihrer Sicht vermeintlich negativen Auswirkungen für die nationale Identität und das deutsche Volk“, heißt es in der Antwort der Bundesregierung. Zudem übten sie Kritik am System der freien Marktwirtschaft, die sie als asozial brandmarkten. Die NPD im Speziellen geriere sich im Vorfeld des G8-Gipfels „als Vertreter der sozial benachteiligten und ordnungsliebenden Deutschen, indem sie u.a. die hohen Kosten des G8-Gipfles im Angesicht von Hartz IV und des von ihr behaupteten wirtschaftlichen Niedergangs in Teilen der Bundesrepublik anprangert oder in Szenarien das Bild von vandalierenden, außer Kontrolle geratenen Linken zeichnet.“
Die Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung hatte am 24. Dezember 2006 berichtet,: ein Hauptmann der Bundeswehr, einsatzerprobt in Afghanistan, werde derzeit von der NPD in Dresden geschult, um die rechtsextremen Protestaktionen gegen den G-8-Gipfel zu koordinieren. Auf Frage, welche Erkenntnisse zu diesem Hauptmann vorlägen, ob er noch im aktiven Dienst der Bundeswehr oder Reservist sei und welche disziplinarrechtlichen Schritte wegen seines Engagements in rechtsextremen Kreisen eingeleitet oder geplant seien, heißt es in der Antwort der Bundesregierung lediglich: „Die Bundesregierung nimmt keine Stellung zu Sachverhalten, die Gegenstand laufender Ermittlungen sind.“
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