„Die Bundesregierung gibt zwar an, sie sehe keine Notwendigkeit für das EU-Projekt, das umfassende Informationen über ‚Radikalisierungsprozesse’ in der EU sammeln will. ,Die Bundesregierung beabsichtigt nicht, das Instrument für die Sicherheitsbehörden des Bundes einzusetzen’, heißt es in der Antwort. Darin ist ihr zuzustimmen, aber das genügt nicht. Angesichts der engen Vernetzung europäischer Sicherheitsbehörden kann die Bundesregierung nicht so tun, als gehe sie dieses Überwachungsprojekt nichts an. Deutsche Sicherheitsbehörden dürfen weder indirekt zur Anreicherung der neuen EU-Datensammlung beitragen noch ihr passiver Nutznießer werden. Damit stellt sich die Frage, wie die Bundesregierung sicherstellen will, an diesem Demokratieabbau in keiner Weise teilzuhaben. Sie muss sich in den EU-Institutionen für einen Stopp des Projektes einsetzen.
Der EU-Rat hat in Rats-Schlussfolgerungen vom Frühjahr 2010 einen Fragebogen präsentiert, der eine Vielzahl hochsensibler persönlicher Daten bis hin zu Gesundheitszustand und Gewohnheiten über angeblich radikale Personen abfragt. Auch gewaltfreie Bewegungen sollen vom geplanten Überwachungsinstrument erfasst werden. An der neuen Datensammlung sollen sich sowohl Geheimdienste als auch Polizeien und Sicherheitsfirmen beteiligen. Das soll strategische Analysen darüber erlauben, welche Prozesse zu einer ‚Radikalisierung’ beitragen. Mit Hilfe von Europol sollen Listen ‚radikaler’ Personen erstellt werden. Da gemeinsame Definitionen des Begriffs ‚radikal’ fehlen, ist der willkürlichen Überwachung missliebiger politischer Richtungen Tür und Tor geöffnet.“
Hier als Datei der komplette Antworttext in der Vorab-Fassung