„Es gibt bis heute keinen Gedenkort für diese Nazi-Opfer. Stattdessen sollen die Gebäude des ehemaligen Arbeitshauses Rummelsburg in Berlin nun zu luxussaniertem Wohnraum umfunktioniert werden. Der Friedhof des Arbeitshauses droht ebenfalls zugebaut zu werden.
Dabei war das Arbeitshaus Rummelsburg die größte Internierungsstätte für sogenannte „Asoziale“ im ganzen Nazi-Reich. Sie wurden dort einer, wie es im Nazijargon hieß, „strengen Sonderbehandlung unter geringstem Kostenaufwand“ zugeführt. Bis zu 2000 Menschen waren hier seit 1939 inhaftiert, viele von ihnen nur als Zwischenstation auf dem Weg in Konzentrationslager. 1000 Häftlinge starben zwischen 1933 und 1945.
Der geplante Verkauf des Grundstückes droht das fällige Gedenken an diese Opfer endgültig zunichte zu machen. Die Angelegenheit ist von bundesweiter Bedeutung: Denn das Arbeitshaus war nicht nur das größte Gefängnis seiner Art – vielmehr ist nach der Befreiung vom Faschismus die Entschädigung dieser Nazi-Opfer ausgeblieben. Betroffen waren häufig Prostituierte, Homosexuelle und verarmte Menschen. Wer einmal als „arbeitsscheu“ diffamiert wurde, wurde in beiden deutschen Staaten weiterhin stigmatisiert. Von mehreren Zehntausend Verfolgten sind gerade einmal 205 mit Einmalzahlungen abgespeist worden, und auch erst Jahrzehnte nach der Befreiung. Das hat die Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE mitgeteilt (16/9887). Wenn schon ihre Entschädigung und Rehabilitierung als nationale Aufgabe ausblieb, muss die Bundesregierung wenigstens beim Gedenken an sie endlich praktische Schritte tun. Sie steht in der Pflicht, dem Land Berlin und dem Bezirk Lichtenberg ein Angebot für die Errichtung eines Gedenkortes zu machen.
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