Rockfans südosteuropäischer Herkunft, die über das Pfingstwochenende zum diesjährigen Musikfestival »Rock am Ring« am Nürburgring anreisen, müssen sich auf unliebsame Überraschungen einstellen. Die Kriminalpolizei im rheinland-pfälzischen Landkreis Mayen-Koblenz wirbt nämlich derzeit bei Hoteliers um Denunzianten, die Gäste aus Südosteuropa vorab der Polizei melden. Begründet wird dies mit einer Vielzahl von Taschen- und anderen Diebstählen zum Beispiel aus Zelten während der letztjährigen Rockfestivals. Bei den »Tatverdächtigen« habe es sich »zum größten Teil« um Personen aus Rumänien, vereinzelt auch aus Bulgarien oder der Slowakei gehandelt, die sich in Hotels und Logierbetrieben der Umgebung einquartiert hätten. »Die Polizei wendet sich nunmehr mit der Bitte an Sie, bei der Zimmerbuchung ein Augenmerk darauf zu richten, ob es sich um Personen aus diesen Herkunftsländern handelt und ob diese für einen Besuch des Festivals in Betracht kommen. Im Positivfall wären wir für die Informationen dankbar, die wir vertraulich behandeln. Auf diesem Wege könnten wir durch Sie über PKW-Kennzeichen und Personalien informiert werden und die Personen bei der Anfahrt zum Festival kontrollieren«, heißt es in einem Schreiben der Polizei, das laut Verteiler an »alle Gastgeber vom Ferienland Cochem« ging.
Empfänger wären demnach mehrere hundert Hotels, Herbergen und Pensionen in 16 Orten in dieser an der Mosel zwischen Eifel und Hunsrück gelegenen Region um die Stadt Cochem. Bei der örtlichen Tourismusbranche stößt das rassistische Ansinnen der Polizei nicht auf ungeteilte Zustimmung. So spricht der Vorsitzende des Heimat- und Verkehrsvereins in Beilstein/Mosel, Rainer Vitz, von einem »kollektiven Generalverdacht«, der sich nicht nur gegen Touristen, sondern auch die zahlreichen Hilfskräfte der Gastronomie aus den genannten Ländern richte. »Daß man sie und ihre Familien nun dem allgemeinen Verdacht der Kriminalität aussetzt, ist höchst unanständig und unmenschlich«, erklärte der Hotelier gegenüber junge Welt. »Ich werde auch in Zukunft die Gäste meiner Ferienhäuser nicht alleine deswegen an die Polizei melden, weil sie östlich eines fiktiven Längengrades ihre Heimat haben!«