„Die Bundeswehr will sich von ihren Traditionssträngen zur Wehrmacht noch immer nicht lösen“, sagt die innenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, Ulla Jelpke, mit Blick auf die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage (BT-Drucksache 18/6653) nach Ehrenbekundungen für verstorbene Wehrmachtsoffiziere. Demzufolge richtet die Bundeswehr weiterhin Ehrengeleite bzw. Abordnungen bei Beerdigungen von Wehrmachtsangehörigen aus. Jelpke weiter:
„Sechs ehemalige Offiziere und zwei Gefreite, bis auf einen allesamt Träger des Ritterkreuzes bzw. des Eisernen Kreuzes, sind seit 2012 unter Ehrenbekundungen der Bundeswehr zu Grabe getragen worden. Die Bundesregierung stellt klar, dass sie an dieser Praxis auch in Zukunft festhalten will, und zwar unabhängig davon, ob die Verstorbenen der Wehrmachtsopposition angehört haben oder bis zum Kriegsende loyal zur Naziführung standen.
Eine Prüfung, ob die Einheiten, denen die Verstorbenen angehört hatten, an Kriegsverbrechen beteiligt gewesen waren, findet allenfalls kursorisch statt. Die Bundesregierung verweist darauf, dass hierfür ‚umfangreiche Recherchen‘ nötig wären, die sie aber für einen ‚nicht vertretbaren Aufwand‘ hält.
Mit Verweis auf das militärische Brauchtum erklärt die Bundesregierung, es entspreche der ‚Achtung vor Toten‘, Bitten der Hinterbliebenen nach Ehrenbekundungen nicht ‚pauschal zu verwehren, nur weil der Verstorbene Angehöriger der Wehrmacht war‘.
Damit verkennt sie allerdings, dass es sich bei den Offizieren um Männer gehandelt hat, die sich als Berufssoldaten freiwillig am Raub- und Vernichtungskrieg der Nazis beteiligt haben. Die Achtung vor Toten gebietet noch lange nicht, dass die Bundeswehr an ihren Gräbern aufmarschiert und stramm steht. Ehrenbekundungen sind keine Privatangelegenheit, sondern ein Politikum. Es ist nicht einzusehen, dass die Bundeswehr den Tätern und Helfern der faschistischen Tyrannei irgendeine Ehre erweist.
An diesem Sonntag findet auf der Luftwaffenbasis Zell in Bayern wiederum die sogenannte Mölders-Feier statt, aus Anlass des 74. Todestages des Wehrmachts-Luftwaffenoffiziers. Auch hierin zeigt sich die unselige Traditionspolitik der Bundeswehr.“