1257 Minderjährige sind seit Anfang 2016 im Rahmen der Rückkehrförderprogramme „freiwillig“ nach Afghanistan zurückgekehrt. Das teilte mir die Bundesregierung auf eine Schriftliche Anfrage mit. Etwas mehr als die Hälfte dieser Minderjährigen (650) war unter 12 Jahre. Man darf davon ausgehen, dass einige von ihnen schon mehr Zeit in Deutschland als in Afghanistan verbracht haben, so dass von einer Rückkehr in die „Heimat“ kaum gesprochen werden kann. Von den „freiwillig“ Zurückgeschickten sind 94 ohne Begleitung Erwachsener gegangen (über deren Altersaufteilung liegen angeblich keine Zahlen vor).
Was da geschieht, halte ich für unverantwortbar. Die von der Bundesregierung angeführten Förderungen für besonders schutzbedürftige Gruppen, die in Afghanistan angeboten würden (von Schul- und Wohngeld usw. ist die Rede) entpuppen sich häufig als Luftnummern. Das zeigt der Bericht der NGO „Save the children“ eindrücklich: Während von 53 befragten Kindern 45 in Europa zur Schule gegangen waren, konnten dies nach ihrer Rückkehr nach Afghanistan nur noch 16. Viele wiesen depressive Störungen auf, die meisten hätten aber keinen Zugang zu psychologischer Versorgung.
Kein Wunder – Afghanistan ist für Erwachsene kein „sicheres Herkunftsland“, und für Kinder schon gleich gar nicht!
Was offiziell als freiwillige Rückkehr bezeichnet wird, dürfte in der Praxis meist eine Entscheidung sein, die angesichts einer konkreten Abschiebeandrohung getroffen wird. Wer kehrt schon ohne Not in ein Land zurück, in dem die Sicherheits- und Menschenrechtslage immer schlimmer wird?
Die sogenannte Rückkehrförderung erweist sich bei Kindern als Ausdruck behördlicher Kindesfeindlichkeit und eklatante Gefährdung des Kindeswohls.
Nicht Rückkehrförderung in den Bürgerkrieg, sondern eine sichere Aufenthaltsperspektive ist notwendig!