„Die einem Genozid nahe kommenden Massaker und Vertreibungen des türkischen Staates an der alevitischen Bevölkerung von Dersim in den Jahren 1937/38 sind für Menschen aus dieser Region bis heute eine prägende und traumatisierende Erfahrung. Von daher ist es zu begrüßen, dass die Bundesregierung das Leid der Opfer und ihrer Nachfahren offiziell anerkennt“, erklärt die innenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE., Ulla Jelpke, zur Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage „Massaker und Vertreibungen an der alevitischen Bevölkerung in Dersim 1937 und 1938 (Tertelê)“ (Drs. 19-8944). Die Abgeordnete weiter:
„Ich widerspreche jedoch der Auffassung der Bundesregierung, wonach der ‚ Prozess einer historischen und politischen Aufarbeitung … in erster Linie innerhalb der Türkei erfolgen‘ müsse. Denn schließlich leben etwa 200.000 Dersimer, teils schon in zweiter und dritter Generation, in der Bundesrepublik. Deshalb sollte es auch hier Orte der Erinnerung und Projekte zur Aufarbeitung ihrer Geschichte geben. Zudem war das faschistische Deutschland in den dreißiger Jahren ein enger wirtschaftlicher Partner der kemalistischen Türkei. Laut Dokumenten des türkischen Gesundheitsministeriums haben deutsche Chemiewaffenspezialisten die türkische Armee in der Benutzung der in Dersim eingesetzten Giftgas-Waffen geschult. Es geht also auch um die Aufarbeitung einer möglichen deutschen Mitschuld.“
Anfrage und Antwort sind hier einzusehen: