„Was die Türkei in Nordsyrien betreibt, ist in der Tat eine Annexion. Da hat die Bundesverteidigungsministerin ausnahmsweise einmal Recht. Umso unverständlicher ist es, dass die Bundesregierung aus dieser Erkenntnis nicht einen sofortigen Stopp aller deutschen Waffenlieferungen und der deutschen Ausbildungshilfe für die türkische Besatzungsarmee ableitet“, erklärt die innenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE., Ulla Jelpke, anlässlich der Kritik von FDP und Grünen an der Aussage von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, wonach die Türkei in Syrien Gebiete annektiert habe. Die Abgeordnete weiter:
„Wer glaubt, die türkische Armee würde das in den letzten zwei Wochen besetzte Gebiet zwischen den syrischen Städten Tell Abyad und Ras al-Ain in Kürze wieder verlassen, hat nichts aus der Geschichte gelernt. Landkarten im türkischen Staatsfernsehen zeigen offen die neo-osmanischen Eroberungspläne dieser und weiterer Gebiete im Norden Syriens. So wurden die seit 2016 von der türkischen Armee besetzten syrischen Gebiete um Jarablus und Al Bab sowie der 2018 besetzte kurdische Kanton Afrin vollständig in den türkischen Staat eingegliedert.
Große Teile der kurdischen Bevölkerung aus Afrin sowie der arabischen Einwohner von Al Bab und Afrin wurden vertrieben und an ihrer Stelle pro-türkische dschihadistische Söldner und Milizen mit ihren Familien angesiedelt.
Die Kontrolle über diesen Regionen liegt bei von Erdogan eingesetzten türkischen Gouverneuren und vom türkischen Geheimdienst kontrollierten Räten aus Kollaborateuren. Die Lehrpläne der Schulen wurden an das türkische Curriculum angepasst, türkische Fahnen und Erdogan-Bilder sowie die Symbole der faschistischen Grauen Wölfe sind dort allgegenwärtig. Die Oliven-Ernte in Afrin – der Hauptwirtschaftszweig der Region – wurde von den Besatzern systematisch geraubt und abtransportiert. Dieses Schicksal droht nun auch den neu besetzten syrischen Gebieten.“