Kommentar von Ulla Jelpke in junge Welt vom 29. Mai 2018
Bremer BAMF-Affäre
Gerade die Linksfraktion ist mit ihren parlamentarischen Anfragen die eigentliche Aufklärerin von Missständen im BAMF. So hat die Fraktion herausgefunden, dass 40 Prozent der vor Gericht angefochtenen Negativasylentscheidungen wieder gekippt werden müssen. Es ist auch ein Erfolg der Linken, dass Amtsleiterin Jutta Cordt nun im Zuge der Bremer Affäre auch Negativentscheidungen überprüfen lassen will.
Dass sich Bundesinnenminister Horst Seehofer so auf die Bremer »BAMF-Affäre« einschießt, erfolgt mit der Intention, generell eine liberale Anerkennungspraxis in der Behörde unter Sanktionierungsvorbehalt zu stellen. Darüber hinaus preist der Bundesinnenminister die im Koalitionsvertrag vorgesehenen »Ankerzentren« als Lösung für die Probleme an. Die Einrichtung solcher »Ankunfts-, Entscheidungs- und Rückführungseinrichtungen«, in denen Asylsuchende während der ganzen Dauer ihres Verfahrens nicht nur von der Bevölkerung abgeschottet, sondern auch von unabhängigen Beratungseinrichtungen abgeschnitten wären, stoßen auf Widerstand von zahlreichen Landesregierungen. Solche Vorhaben der Bundesregierung zu verhindern wäre die Aufgabe von Linken. Und nicht, den völkischen AfD-Hetzern und den in ihrem trüben Fahrwasser schwimmenden Schleimern von der Lindner-FDP mit einem Untersuchungsausschuss eine Plattform zu bieten oder gar den rechten Diskurs mit Mutmaßungen über »offenkundig organisierte Kriminalität« im Umfeld des BAMF gleich selbst zu befeuern.