Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wie ich erfahren habe, wurden Dutzende Lederarbeiterinnen und Lederarbeiter in den letzten Monaten von der Firma DESA entlassen. Ihr angebliches „Verbrechen“ besteht darin, sich gewerkschaftlich organisiert zu haben. Die Firma DESA, die Luxushersteller wie Prada beliefert, lässt ihre Angestellten zu Löhnen knapp über dem gesetzlichen Mindestlohn sechs Tage die Woche bis in die Nacht schuften und beutet auch die Arbeit Minderjähriger aus. Gegen solche frühkapitalistischen Zustände ist gewerkschaftliche Gegenwehr mehr als legitim.
Die auch von der Türkei unterzeichnete Charta der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) schreibt das Recht auf gewerkschaftliche Organisierung ebenso fest wie das Recht auf kollektive Tarifverhandlungen. Doch weiterhin werden Millionen Werktätige an der Ausübung dieser Rechte durch Gesetze aus der Zeit der Militärdiktatur aber ebenso durch Gesetze der als Reformerin auftretenden AKP-Regierung gehindert. Acht Jahre AKP-Regierung haben gezeigt, dass wirkliche Freiheit nur für die Unternehmer, für das anatolische und internationale Kapital umgesetzt wird. Arbeiterinnen und Arbeiter, die ihre sozialen und demokratischen Rechte einfordern, werden dagegen mit Knüppeln und Tränengas attackiert, sie werden von Unternehmern und Polizei eingeschüchtert und auf die Straße gesetzt.
Dagegen müssen wir internationale Solidarität schaffen. Mit ihrem 272-tägigen Widerstand haben Beschäftigten des Logistikkonzerns UPS in der Türkei den Weg aufgezeigt. Im Februar wurden fast alle wegen gewerkschaftlicher Betätigung gekündigte UPS-Arbeiter wieder eingestellt und ihnen das Recht auf gewerkschaftliche Organisierung garantiert. Die UPS-Beschäftigten und ihre Gewerkschaft Tümtis waren siegreich, weil sie hartnäckig kämpften und dabei von der internationalen Gewerkschaftsbewegung unterstützt wurden. Daran gilt es anzuknüpfen bei DESA. Ich sichere der Gewerkschaft Deri-Is daher meine volle Solidarität zu. DESA muss sofort die Gekündigten wieder einstellen und der Belegschaft das Recht auf gewerkschaftliche Betätigung zugestehen.
mit solidarischen Grüßen,
Ulla Jelpke