Damit reagiert die Türkei auf die Revolution in Westkurdistan (Rojava), wo die Menschen ihr Schicksal in die eigenen Hände genommen haben und eine demokratische multiethnische und multireligiöse Alternative sowohl zur autoritären Baath-Herrschaft als auch zu den mörderische Gotteskriegern der sogenannten syrischen Opposition schaffen.
Mit meterhohen Betonplatten, Minenstreifen und Stacheldraht will die türkische Regierung die Kurdinnen und Kurden in der Türkei vor dem Geist der Revolution im Nachbarland abschirmen. Zu groß ist die Angst, dass das Beispiel Rojavas der kurdischen Freiheitsbewegung in der Türkei weiteren Auftrieb verleiht. Dieser Mauerbau zwischen Nusaybin und Qamishlo ist der sichtbarste Ausdruck eines Hungerembargos, mit dem die Türkei die Freiheitsbewegung in Rojava/Syrien aushungern will. Während die Terrorbanden von Al Kaida weiterhin von der Türkei aus ihre Angriffe gegen kurdische, christliche und alawitische Dörfer und Stadtviertel in Syrien starten können, bleibt die Grenze geschlossen für Besuch und Handel.
Ich war selber mehrfach in Nusaybin und Qamishlo und habe dort viele Freunde. Auch Bürgermeisterin Ayse Gökkan durfte ich bei einer meiner Reisen persönlich kennen lernen. Mit ist bewusst, dass viele Familien Verwandte auf beiden Seiten dieser in den 20er Jahren willkürlich aufgrund des imperialistischen Sykes-Picot-Abkommens gezogenen Grenze haben. Die Menschen beiderseits der Grenze betrachten Nusaybin und Qamishlo als eine gemeinsame Stadt.
Ayse Gökkan ist gegen den Mauerbau in einen unbefristeten Hungerstreik getreten. Ihr und all den anderen gegen die „Mauer der Schande“ kämpfenden Einwohnerinnen und Einwohnern von Nusaybin und Qamishlo gehört meine volle Solidarität.
Lasst uns die Mauer der Schande wieder einreißen! Solidarität kennt keine Grenzen!
Ulla Jelpke