EU-Flüchtlingsgipfel
Gastkommentar von Ulla Jelpke (erschienen in der jungen Welt am 18.03.2016)So erklärte EU-Ratspräsident Donald Tusk vor Beginn der jetzigen Verhandlungsrunde, die neue Vereinbarung müsse für alle 28 EU-Mitglieder akzeptabel sein. Da insbesondere die osteuropäischen Regierungschefs klargestellt haben, dass sie keinen einzigen Flüchtling aufnehmen wollen, wird eine Einigung letztlich bilateral zwischen Deutschland und der Türkei erfolgen müssen.
In einem solchen Fall könnten allerdings auch Hunderttausende Kurden, die derzeit vor den Angriffen der türkischen Armee auf der Flucht sind ebenso wie politisch verfolgte Oppositionelle, Journalisten und Akademiker nach Deutschland einreisen, um hier Asyl zu beantragen. Der Flüchtlingsdeal, der nicht nur die Rechte der deshalb ihre Rückschiebung ins Bürgerkriegsland Syrien fürchtenden Flüchtlinge opfert, sondern das deutsche Schweigen zu Ankaras Krieg gegen die Kurden einschließt, wird sich spätestens dann für die Bundesregierung als Bumerang entpuppen.
Anstatt dem Terrorpaten Recep Tayyip Erdogan Milliarden Euro in den Rachen zu werfen, sollte die Bundesregierung das Geld lieber in den Aufbau von Infrastruktur in der syrisch-kurdischen Autonomieregion Rojava investieren. So ließen sich durch die Stabilisierung einer demokratischen Alternative in der Region Fluchtursachen bekämpfen und syrische Staatsbürger von der gefährlichen Flucht nach Europa abhalten.